Eisschnelllauf Wissenswertes
24.05.2016
Eisschnelllauf Wissenswertes
Dieser typische Wintersport zählt zu den Laufsportarten und wird auf speziellen Eisbahnen ausgetragen. Anders als beim Eiskunstlauf geht es beim Eisschnelllauf ausschließlich um Schnelligkeit und es können enorme Geschwindigkeiten erreicht werden.
Die Geschichte
Mit dem Schlittschuhlaufen begannen die Menschen schon sehr früh. Uralte Funde lassen vermuten, dass bereits in der Urzeit die Idee zur Fortbewegung auf dem Eis begann. Die Menschen schnallten sich dafür Knochen an die Füße und glitten so über zugefrorene Seen und Flüsse.
Später wurden Eisenplatten unter den Schuhen befestigt, die zunächst die Gleitfähigkeit verbesserten. Im 15. Jahrhundert wurden erstmals Schlittschuhe mit vertikal angebrachtem Eisen ausprobiert und die Idee des heute bekannten Schlittschuhs entstand.
Zunächst wurden die Schlittschuhe als Fortbewegungsmittel im Winter sowie als Freizeitvergnügen genutzt. Im 17. Jahrhundert begannen die Menschen sich im Eislaufen zu messen und zu vergleichen und es entstanden die unterschiedlichen Disziplinen Eiskunstlauf und Eisschnelllauf.
Im Jahr 1742 wurde in Edinburgh der erste Eislaufverein gegründet.
Der erste offizielle Wettkampf im Eisschnelllauf fand 1763 in England statt, bei dem zwei englische Adlige auf der zugefrorenen Moorlandschaft von Cambridgeshire (Fens) gegeneinander antraten. Die Laufstrecke betrug 15 Meilen (24 km) und der Gewinner bekam ein Preisgeld von 10 Guineen.
Etwas später wurden in Friesland und Groningen immer wieder Kurzstreckenrennen für Männer und Frauen organisiert, bei denen nicht nur wertvolle Preise und Preisgelder gewonnen, sondern auch Wetten abgeschlossen wurden.
Das Eislaufen fand auch in Deutschland Anklang und 1888 wurde der Deutsche Nationale Eislauf Verband gegründet. Zwei Jahre später entstand dann der Deutsche Eissportverband (DEV). Dieser verlor mit der Zeit jedoch an Bedeutung, denn es wurden nach und nach Einzelsportverbände für Sportarten auf dem Eis gegründet, wie die Deutsche Eisschnelllaufgesellschaft (DESG), Deutscher Eishockey-Bund (DEB) und Deutsche Eislauf-Union (DEU).
Weltmeisterschaften im Eisschnelllaufen wurden für Männer erstmalig 1889 ausgetragen. Frauen treten erst seit 1936 international gegeneinander an.
Bei den olympischen Winterspielen in Chamonix 1924 gehörte der Eisschnelllauf für Männer erstmalig zu den Disziplinen. Frauen konnten erst bei den Olympischen Spielen 1960 in Squaw Valley im Eisschnelllauf gegeneinander antreten.
Die Athleten
Da der Eisschnelllauf zu den Laufsportarten gehört, benötigen die Athleten ähnliche körperliche Voraussetzungen wie Läufer. Die besten Grundvoraussetzungen für den Eisschnelllauf haben mittelgroße Personen, die weder zu zierlich noch zu massig sind.
Eine körperliche Grundfitness ist Pflicht, wobei die Beinmuskulatur bei Eisschnellläufern besonders ausgeprägt ist. Bis zu 75 cm beträgt der Oberschenkelumfang eines Eisschnellläufers, denn die Muskulatur in dem Bereich wird beim Eisschnelllauf besonders stark beansprucht. Die Vorwärtsbewegung wird durch das Abstoßen des jeweils hinteren Beines erzielt, was einen hohen Kraftaufwand für beide Beine bedeutet.
Auch die ständig gehockte Haltung während des Laufens trainiert die unteren Extremitäten, aber ebenso Rumpf- und Rückenmuskeln.
Zudem ist eine gewisse Ausdauerfähigkeit im Eisschnelllauf gefragt. Je nach Wettkampftag müssen Strecken zwischen 500 m und 5000 m (Frauen) bzw. 10 000 m (Männer) zurückgelegt werden.
Schnellkraft, Technik und Kondition haben für Eisschnellläufer höchste Priorität. Trainiert wird nicht dies nur auf dem Eis, sondern auch im Kraftraum sowie auf Fahrrädern und Inlineskates bzw. Speedskates.
Die Ausrüstung
Die Schlittschuhe im Eisschnelllauf unterscheiden sich deutlich von Eiskunstlaufschlittschuhen oder auch Eishockeyschlittschuhen.
Sie reichen nicht wie diese bis oberhalb der Knöchel, sondern enden knapp unter dem Fußgelenk. Der Schuh selbst besteht meist aus Ziegelleder oder Kunststoff und ist mit einer Schnürung an der Vorderseite versehen. Die Kufen sind besonders lang (38-45 cm) und werden häufig auch als Brotmesser bezeichnet. Sie sind nur 0,9 bis 1,2 mm dick und damit messerscharf. Die Spitze der Kufen ist abgerundet, hat jedoch keine Zacken wie beim Eiskunstlauf.
Seit den 90er Jahren haben sich die sogenannten Klappschlittschuhe etabliert. Beim Anheben der Ferse mit gestrecktem Stoßbein klappt die Kufe nach hinten ab. Dadurch bleibt die Kufe länger auf dem Eis und der Abstoß wird ausgedehnt. Heute sind die Klappschlittschuhe nicht mehr aus dem Sport wegzudenken und vor allem für die Langstrecken profitabel.
Socken werden in den Eisschnelllaufschlittschuhen nicht getragen, denn so wird das Kantengefühl verbessert. Im Eisschnelllauf zählt jede hundertstel Sekunde, so dass selbst solche vermeintlichen Kleinigkeiten entscheidend sein können.
Aus diesem Grund spielt auch die Bekleidung im Eisschnelllauf eine große Rolle. Es werden hautenge Anzüge mit Kapuze getragen, die mehr Aerodynamik verleihen. Sie sorgen für optimale Bewegungsfreiheit und übernehmen gleichzeitig eine körper- und muskelformende Funktion. Die Materialoberfläche ist aerodynamisch perfektioniert worden, so dass sich die Athleten mit möglichst wenig Luftwiderstand fortbewegen können.
Die Laufbahn
Eine offizielle Wettkampfbahn beträgt 400 m Länge und hat eine ovale Form. Die Bahn hat zwei Laufspuren mit je 5 m Breite. Die Geraden sind etwa 110 m lang, während der Kurvenradius der Innenbahn (gemessen an der Innenlinie) 25 m beträgt und der Außenbahn (gemessen an der Trennlinie) 30 m.
Damit die Eisschnellläufer exakt die gleiche Strecke zurücklegen, wechseln sie auf der Gegengeraden von der Innenbahn zur Außenbahn und umgekehrt.
Der Laufstil
Die Vorwärtsbewegung im Eisschnelllauf erfolgt durch das Abstoßen des jeweils hinteren Fußes, wobei sich beide Beine abwechseln. Anschließend erfolgt eine Gleitphase, die je nach Lauftechnik unterschiedlich ist. Während eines Laufes kommen nämlich verschiedene Techniken zum Einsatz, um beim Start, auf der Geraden und in den Kurven optimal vorwärts zu kommen.
Beim Start:
An der Startlinie stehen die Läufer zunächst meist aufrecht mit einem Fuß in Abstoßposition und dem anderen in Gleitposition. Beim Ertönen des Startsignals holen sie mit vielen kurzen Schritten Schwung, wobei beide Schuhe für einen möglichst hohen Widerstand seitlich nach außen gedreht werden und die Arme mitschwingen. Erst nach und nach verlängert sich die Gleitphase und der Laufstil verändert sich.
Auf der Geraden:
Auf gerader Strecke stoßen sich die Läufer mit beiden Beinen abwechselnd ab. Der jeweils nicht abstoßende Fuß führt die möglichst lange Gleitphase aus. Rumpf und Oberkörper befinden sich auf der Geraden in gebückter vorgebeugter Haltung, die Beine sind gebeugt. Die Arme werden nun meist auf dem Rücken gehalten, um möglichst viel Aerodynamik zu erlangen.
In den Kurven:
In den Kurven erfolgt das sogenannte Übersetzen. Dabei setzt der Läufer den nach vorne kommenden Abstoßfuß überkreuz vor den gleitenden Fuß, so dass die Richtung gesichert wird und die Fliehkraft den Läufer nicht aus der Kurve trägt. Die gebückte tiefe Haltung wird hier beibehalten und meist schwingt der äußere Arm in den Kurven mit, um die vermehrte Belastung nach innen auszugleichen.
Wissenswertes
Im Eisschnelllauf werden unterschiedliche Strecken zurückgelegt. 500 m und 1000 m gehören zu den Sprintdistanzen. Mittelstrecken liegen zwischen 1500 m und 3000 m, während bei den Langstrecken 5000 m oder 10000 m zurückgelegt werden.
Dabei können enorme Maximalgeschwindigkeiten erreicht werden, die jedoch je nach Distanz unterschiedlich sind.
Durchschnittliche Höchstgeschwindigkeiten werden auf einer Strecke von 1000 m und nicht wie vielleicht vermutet auf 500 m erlangt. Der Grund dafür ist, dass die Startphase bzw. der Anlauf bei beiden Strecken gleich ist, jedoch bei der kürzeren Distanz prozentual mehr ins Gewicht fällt. Da jedoch erst nach dieser Phase wirklich hohe Geschwindigkeiten erreicht werden, lässt sich bei der 1000 m Strecke eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit errechnen.
Spitzenläufer schaffen heute auf 1000 m bis zu 60 km/h im Durchschnitt, was sich durch laufende Optimierung der Ausrüstung entwickelt hat. Ein Grenzwert ist bis heute nicht in Sicht, denn regelmäßig werden neue Rekorde aufgestellt.